Wieso Bitcoin Mining keine Verschwendung und die Perspektive wichtig ist?
Der treue Leser kennt nun den Begriff “proof of work” (PoW) aus dem vorangegangenen Artikel. Noch viel wichtiger als das, Du kannst ihn auch einordnen. Während wir dort hauptsächlich das Vertrauen in Bitcoin beleuchteten, setzen wir PoW heute mal dem Energieverbrauch gegenüber.
Die beteiligten Computer (Nodes) stehen also im direkten Wettbewerb zueinander dieses mathematische Rätsel (PoW) zu lösen. Der erste Node mit der Lösung teilt sein Ergebnis inklusive dem Block voller Transaktionen mit dem Netzwerk. Sobald alle Transaktionen im Block und der PoW von einer Mehrheit der Nodes im Netzwerk bestätigt wurden, erhält der Gewinner die Belohnung (block reward). Diese Trivialität ist wesentlich für die Stabilität und Resilienz von Bitcoin. Die Aussicht für einen Node eine ungültige Transaktion einzuschleusen ist gering, um nicht zu sagen nahezu unmöglich. Darüber hinaus investiert der Spielverderber eine nicht zu verachtende Summe in Hardware und CPU Zyklen, — und damit in Energie - um am Ende mit leeren Händen dazustehen.
Während in der Anfangszeit von Bitcoin noch herkömmliche Heimcomputer in der Lage waren den PoW zu lösen, hat sich im Laufe des Reifungsprozess von Bitcoin auch dieser Teil professionalisiert. Heutezutage jagen “application specific integrated circuits” (ASIC) Maschinen alle zehn Minuten nach der Belohnung im Wert von ca. US$~210.000. Diese Computer sind vollends auf das Lösen des PoW Rätsels ausgerichtet, was ihnen einerseits eine unglaubliche Leistungsdichte beschert und andererseits den Energieverbrauch optimiert. Nichts in diesen Maschinen braucht zusätzlich Energie als die alleinige Aufgabe das Rätsel zu knacken.
Die Investitionen in PoW sichern die Resilienz von Bitcoin
In einer zunehmend digitalen Welt ist der “double spend” digitaler Güter ein ernstzunehmendes Problem und vor Satoshi Nakamoto hatte dieses Problem noch niemand gelöst. All die bereits erwähnten vertrauensbildenden Faktoren für Bitcoin drehen sich meist um dessen Spieletheorie zur Vermeidung von der mehrmaligen Verwendung ein und desselben Tokens für eine Transaktion.
An dieser Stelle mögen die Kritiker einhaken und die Sinnhaftigkeit für den Energieverbrauch in Frage stellen. Eine Debatte darüber, ob Bitcoin nun wichtig oder unwichtig ist, ist wenig zielführend und kann wegen subjektiver Ansichten auch nicht zu einem befriedigenden Ergebnis geführt werden.
Der franzöische Mathematiker Gaspard-Gustave de Coriolis revolutionierte die Sicht auf Arbeit in Verbindung mit Energie, indem er Energie als “erledigte Arbeit” definierte. Mit der Erfindung von Feuer konnten Menschen sich wärmen und seit dem stieg der Bedarf an Energie mit dem Fortschritt der Menschheitsgeschichte stetig an.
Nutztiere begannen die Bauern beim Bestellen der Felder zu unterstützen. Mit Einzug der industriellen Revolultion und dem damit einhergehenden einzigartigen Wohlstandsanstieg explodierte faktisch der Bedarf an Energie. PoW ist nun eine neue Form der Konsensfindung zwischen Menschen, basierend auf thermodynamisch irreversiblem Energieverbrauch; also faktisch statt Wahlen nutzen wir den Nachweis für verbrauchte Energie.
Die Kritiker für den Energieverbrauch übersehen aber die fundamentalen Entscheidungsprozesse menschlichen Tuns und argumentieren moralisch für eine Regulatorik, die nur ihrem Tun und Denken entspricht. Dabei urteilt in einem wirklich freien Markt nur ein Teilnehmer wirklich darüber, ob etwas Abfall, Müll oder Verschwendung ist: Derjenige, der dafür zahlt! Offenbar gibt es ausreichend Menschen die in Bitcoin eine Wertanlage sehen und mit ihren damit verbundenen Transaktionen gewillt sind, für den Transport ihrer Satoshis von Wallet A zu Wallet B zu zahlen.
Das Bitcoin-Netzwerk ist Kapitalismus in Reinform und deswegen pur und wunderschön. Als Nutzer des Netzwerks zahle ich für die Dienstleistung an eine mir unbekannte Entität für die Bereitstellung ihrer Rechenleistung, um meinen Wunsch einer Überweisung zu erfüllen. Der Dienstleister ist frei in der Wahl seines Standorts und kann somit Energie freisetzen, die sonst unverbraucht in der Erde stecken würde. Während wir aktuell Energie in Städte leiten, weil dort Menschen wohnen, können wir mit Bitcoin ein weltweites Netzwerk mit Computern betreiben, die dort stehen wo Energie in ausreichender Hülle und Fülle bereitsteht. Wasserkraft-, Geothermal- oder Solarkraftwerke betreiben schon heute Mining-Farmen, die wiederum das Rückgrat des Netzwerks darstellen.
Bitcoin stimmt mit Hash-Werten ab, weil die Nutzer des Netzwerks bereit sind für diese Dienstleistung die Stromrechnung zu begleichen
Der andere Blickwinkel auf die Debatte wäre der Vergleich mit dem Energieverbrauch anderer menschengemachter Energienutzung. Nach einer konservativen Schätzung verbraucht das globale Bankensystem 140 TWh Energie im Jahr 2018, während Bitcoin etwa 50 TWh konsumierte (Die Berechnungen schwanken zwischen 18 TWh bis 50). Natürlich erledigen Bankfilialen noch andere Tätigkeiten als Überweisungen, doch die Zahlen deuten an, dass irgendwie noch niemand jemals den horrenden Verbrauch von Energie für Bankautomaten, Visa-Netzwerk-Servern oder SWIFT-Rechner in Frage stellte.
Der Vergleich mit dem Edelmetall Gold ist in Bitcoin Kreisen ein oft genutzter Vergleich. Die jährliche Fördermenge von Gold liegt ungefähr bei ca. 2.500–2700t pro Jahr. Das Schürfen nach Gold verbraucht jährlich 475 Mio GJ oder 131 TWh an Energie. Unerwähnt bleiben die Abfälle und eingesetzten Chemikalien zur Gewinnung des Edelmetalls. Selbst wenn man hier die Quote von 50% der Goldmenge für die Einlagerung bei Notenbanken berücksichtigt, liegt der Energieverbrauch von Bitcoin mit dem angenommenen Höchstverbrauch signifikant unter dem der Goldproduktion.
Energie hat einen Preis und ist somit niemals verschwendet. Die Medien nutzen Ländervergleiche um Schlagzeilen zu produzieren. Dänemark und Bitcoin sind griffiger als eine ordentliche — den journalistischen Ansprüchen gerecht werdende — Auseinandersetzung zu den Hintergründen menschlichen Handelns.